Die Welt der Exchange Traded Funds (ETFs) war lange Zeit ein Synonym für passives Investieren: Ein globaler Index wie der MSCI World wird kostengünstig und transparent nachgebildet – eine Strategie, die sich für den langfristigen Vermögensaufbau millionenfach bewährt hat. Doch nun drängt eine neue Produktgattung mit Macht auf den Markt: aktive ETFs.
Allein im Jahr 2024 hat sich das Angebot an aktiven Aktien-ETFs in Europa nahezu verdoppelt, und das Interesse wächst stetig. Doch was bedeutet dieser Trend für Sie und Ihren ETF-Sparplan? Sind aktive ETFs die bessere Wahl, um den Markt zu schlagen, oder bleiben passive Welt-ETFs das Mittel der Wahl? Dieser Leitfaden gibt Ihnen alle Antworten.
Was ist ein aktiver ETF überhaupt?
Im Gegensatz zu klassischen, passiven ETFs, die stur einen Index wie den DAX oder MSCI World 1:1 abbilden, verfolgen aktive ETFs eine eigene Strategie. Hier trifft ein Fondsmanagement gezielte Anlageentscheidungen mit dem klaren Ziel, eine höhere Rendite als der Vergleichsmarkt zu erzielen.
Sie nutzen dabei verschiedene Ansätze:
- Stock Picking: Die gezielte Auswahl einzelner Aktien mit hohem Wachstumspotenzial.
- Market Timing: Der Versuch, durch den Kauf und Verkauf von Wertpapieren günstige Marktphasen auszunutzen.
Ein aktiver ETF kombiniert also die Vorteile der ETF-Hülle (einfache Handelbarkeit an der Börse, hohe Transparenz) mit der Strategie eines klassischen, aktiv gemanagten Investmentfonds.

Passiv vs. Aktiv: Der große Vergleich auf einen Blick
Um die Unterschiede klar zu machen, hier eine direkte Gegenüberstellung:
Merkmal | Passiver ETF (z.B. MSCI World) | Aktiver ETF |
---|---|---|
Ziel | Einen Marktindex exakt nachbilden | Den Markt (Benchmark) übertreffen |
Management | Regelbasiert, computergesteuert | Aktives Fondsmanagement entscheidet |
Kosten (TER) | Sehr niedrig (oft unter 0,20 %) | Höher (oft zwischen 0,20 % und 0,85 %) |
Performance-Ziel | Rendite des Marktes abzüglich Kosten | Potenzial für Über- und Unterrendite |
Transparenz | Sehr hoch, Positionen klar definiert | Hoch, tägliche Offenlegung der Positionen |

Die Versprechen aktiver ETFs: Vorteile und Nachteile
Verbinden aktive ETFs also das Beste aus zwei Welten? Werfen wir einen Blick auf die Chancen und Risiken.
Die Vorteile (Chancen):
- Potenzial zur Überrendite: Das größte Versprechen ist die Möglichkeit, durch kluge Anlageentscheidungen eine bessere Performance als der breite Markt zu erzielen.
- Flexibles Risikomanagement: Ein aktiver Manager kann auf Marktkrisen reagieren, Sektoren untergewichten oder Positionen verkaufen – eine Flexibilität, die ein passiver ETF nicht hat.
- Zugang zu Nischenmärkten: Besonders in kleineren oder weniger effizienten Märkten, in denen nicht jede Information sofort eingepreist ist, kann aktives Management einen echten Mehrwert bieten.
Die Nachteile (Risiken):
- Höhere Kosten: Aktives Management kostet Geld. Die jährlichen Gebühren (TER) sind in der Regel deutlich höher als bei passiven ETFs, was die Rendite schmälert.
- Keine Garantie auf Erfolg: Studien belegen immer wieder, dass es den meisten aktiven Managern langfristig nicht gelingt, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Das Risiko einer Underperformance ist real.
- Manager-Abhängigkeit: Der Erfolg des ETFs hängt von den Fähigkeiten und der Strategie eines einzelnen Managers oder eines kleinen Teams ab.

Aktive ETFs im Sparplan: Eine sinnvolle Strategie?
Für die meisten Anleger, die langfristig und unkompliziert für das Alter vorsorgen wollen, bleibt die bewährte Strategie die beste:
Das Kerninvestment sollte ein breit gestreuter, kostengünstiger und passiver Welt-ETF sein. Er bildet das stabile Fundament Ihres Portfolios.
Aktive ETFs können jedoch eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen einer Core-Satellite-Strategie sein. Dabei investieren Sie einen kleinen Teil Ihres Portfolios (z.B. 5-15 %) in spezialisierte oder aktive ETFs. Sie können diese als “Rendite-Turbo” für Nischen oder Themen nutzen, von denen Sie sich eine besondere Entwicklung versprechen. Sie setzen also gezielt eine Wette auf die Fähigkeit eines Fondsmanagers, ohne Ihr gesamtes Portfolio diesem Risiko auszusetzen.
Fazit: Eine Chance für erfahrene Anleger, aber kein Muss
Aktive ETFs sind eine spannende Weiterentwicklung des ETF-Marktes. Sie machen die Expertise von Fondsmanagern zugänglicher und kostengünstiger als je zuvor. Sie sind jedoch kein Ersatz für die bewährte passive Anlagestrategie, sondern eine Ergänzung für Anleger, die bereit sind, mehr Zeit in die Recherche zu investieren und für die Chance auf eine Überrendite höhere Kosten und Risiken in Kauf zu nehmen.
Für alle anderen bleibt ein einfacher, passiver ETF-Sparplan auf einen Welt-Index das Mittel der Wahl für den erfolgreichen und stressfreien Vermögensaufbau.