Die Riester-Rente wurde 2002 als staatlich geförderte Antwort auf die Reformen im deutschen Rentensystem eingeführt. Ihr Ziel: Bürgerinnen und Bürgern eine attraktive Möglichkeit zur privaten Altersvorsorge zu bieten und drohende Rentenlücken zu schließen. Doch über 20 Jahre später, in einer Welt niedriger Zinsen und neuer Anlageformen, stellt sich die Frage drängender denn je: Lohnt sich die Riester-Rente heute noch?
Die Antwort ist nicht einfach ein Ja oder Nein, sondern ein klares “Es kommt darauf an”. Für wen sie noch sinnvoll sein kann und für wen es bessere Alternativen gibt, analysieren wir in diesem Leitfaden.
Das Grundprinzip der Riester-Rente: Sparen mit staatlicher Hilfe
Das Herzstück der Riester-Rente sind die staatlichen Zulagen, die Ihre eigenen Sparbeiträge ergänzen.
- Grundzulage: Jeder anspruchsberechtigte Sparer erhält eine jährliche Grundzulage von 175 Euro.
- Kinderzulage: Für jedes kindergeldberechtigte Kind gibt es einen zusätzlichen Bonus.
- Für vor 2008 geborene Kinder: 185 Euro pro Jahr.
- Für ab 2008 geborene Kinder: 300 Euro pro Jahr.
- Berufseinsteigerbonus: Junge Menschen unter 25 Jahren erhalten einen einmaligen Startbonus von 200 Euro.

Um die vollen Zulagen zu erhalten, müssen Sie einen Mindestbeitrag leisten: 4 Prozent Ihres sozialversicherungspflichtigen Bruttojahreseinkommens des Vorjahres. Wichtig dabei: Die staatlichen Zulagen werden auf diesen Betrag angerechnet. Sie müssen also nur die Differenz selbst einzahlen.
Für wen kann sich Riester noch lohnen? Eine Analyse
Die Attraktivität der Riester-Rente hängt stark von der Höhe der staatlichen Förderung im Verhältnis zu Ihrem eigenen Beitrag ab.
- Familien mit mehreren Kindern: Dies ist die Gruppe, die am stärksten profitiert. Durch die hohen Kinderzulagen (z.B. 600 Euro für zwei Kinder) wird ein großer Teil des Sparbetrags vom Staat übernommen. Der Eigenanteil ist gering, die “Förderquote” extrem hoch.
- Geringverdiener: Auch für Personen mit niedrigem Einkommen kann Riester sehr sinnvoll sein. Da sich der Eigenbeitrag am geringen Einkommen bemisst und die Grundzulage fix ist, ist der staatliche Anteil an der Sparleistung überproportional hoch.
- Personen mit alten Verträgen: Wer einen alten Riester-Vertrag mit einem hohen Garantiezins (z.B. 3,25 %) besitzt, sollte diesen keinesfalls kündigen. Solche Konditionen sind heute nicht mehr erhältlich.

Für gutverdienende Singles ohne Kinder ist die klassische Riester-Rente hingegen oft am wenigsten attraktiv. Die Grundzulage von 175 Euro fällt im Vergleich zum hohen Eigenbeitrag kaum ins Gewicht, und die Renditen nach Kosten sind oft enttäuschend.
Die Vor- und Nachteile im klaren Überblick
Vorteile der Riester-Rente | Nachteile der Riester-Rente |
---|---|
Staatliche Förderung: Hohe Zulagen für Familien und Geringverdiener. | Hohe Kosten & Geringe Rendite: Hohe Verwaltungsgebühren und niedrige Zinsen fressen oft die Rendite auf. |
Steuervorteile: Beiträge können in der Ansparphase von der Steuer abgesetzt werden. | Besteuerung im Alter: Die gesamte ausgezahlte Rente muss im Alter voll versteuert werden. |
Beitragsgarantie: Anbieter müssen garantieren, dass mindestens die Summe Ihrer Einzahlungen und Zulagen bei Renteneintritt zur Verfügung steht. | Keine Flexibilität: Das Geld ist bis zum Rentenbeginn fest gebunden und kann nicht einfach entnommen werden. |
Sicherheit: Das Riester-Guthaben ist “Hartz-IV-sicher” und bei einer Pfändung geschützt. | Komplexität: Die Regeln zur Förderberechtigung und Besteuerung können kompliziert sein. |

Rechenbeispiele: Single vs. Familie
Ein Beispiel (Bruttoeinkommen 35.000 €, 35 Jahre Einzahlung) verdeutlicht den Unterschied:
- Der 30-jährige Single: Er spart inklusive der Grundzulage von 175 €/Jahr insgesamt 49.385 € an. Bei 0,25 % Zins ergibt dies ein Endkapital von ca. 51.200 €. Seine monatliche Rente läge bei nur rund 130 Euro (brutto).
- Der 30-jährige Familienvater (2 Kinder): Er erhält jährlich 775 € an Zulagen (175 € + 2x 300 €). Sein angespartes Kapital inklusive Zulagen beträgt 70.385 €. Bei 0,25 % Zins ergibt dies ein Endkapital von ca. 72.914 €. Seine monatliche Rente läge bei rund 183 Euro (brutto).
In beiden Fällen ist die Rendite nach Abzug der Kosten minimal, und die Rente muss noch voll versteuert werden.
Die starke Alternative: ETF-Sparpläne
Für viele, insbesondere für diejenigen, für die sich Riester kaum lohnt, sind ETF-Sparpläne die oft bessere Alternative.
- Höhere Renditechancen: Langfristig bieten breit gestreute Aktien-ETFs (z.B. auf den MSCI World) historisch gesehen deutlich höhere Renditen als Riester-Produkte.
- Kosteneffizienz: ETFs haben extrem niedrige Verwaltungsgebühren, sodass mehr von Ihrem Geld für Sie arbeitet.
- Flexibilität: Sie können Ihre Sparrate jederzeit anpassen, pausieren oder auf Ihr Geld zugreifen, wenn Sie es benötigen.
- Transparenz: Sie wissen jederzeit, in welche Unternehmen Ihr Geld investiert ist.
Fazit: Eine persönliche Entscheidung nach klaren Kriterien
Ob die Riester-Rente 2025 noch sinnvoll ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Als Faustregel gilt:
- Ja, potenziell sinnvoll für Geringverdiener und Familien mit mehreren Kindern, bei denen die staatliche Förderung den größten Teil der Sparleistung ausmacht.
- Nein, eher nicht sinnvoll für die meisten Besserverdienenden ohne Kinder. Hier sind flexible und kostengünstige ETF-Sparpläne in der Regel die weitaus rentablere Option für die private Altersvorsorge.
Prüfen Sie Ihre persönliche Förderquote und vergleichen Sie die potenziellen Erträge nach Kosten und Steuern, bevor Sie eine Entscheidung treffen.