Die Höhe Ihrer zukünftigen gesetzlichen Rente in Deutschland hängt maßgeblich von einem Faktor ab: den Rentenpunkten, offiziell Entgeltpunkte genannt. Doch wie sammelt man diese Punkte und wie genau werden sie berechnet? Viele schrecken vor diesem Thema zurück, weil es kompliziert klingt. Keine Sorge: Die Berechnung ist transparenter als gedacht.
Dieser Leitfaden führt Sie Schritt für Schritt durch die Berechnung Ihrer Rentenpunkte, erklärt, was ein Punkt in Euro wert ist und zeigt Ihnen, wie Sie sich selbst einen guten Überblick über Ihre zukünftigen Rentenansprüche verschaffen können.
Was ist ein Rentenpunkt (Entgeltpunkt) überhaupt?
Stellen Sie sich die Rentenpunkte als die “Währung” der Deutschen Rentenversicherung vor. Für jedes Jahr Ihres Erwerbslebens werden Ihre Beiträge in diese Währung umgerechnet und auf Ihrem persönlichen Rentenkonto gutgeschrieben. Die Grundregel ist einfach: Je mehr Punkte Sie sammeln, desto höher wird Ihre Rente sein.

Die Schlüssel-Formel: Die Berechnung Schritt für Schritt
Das System basiert auf einem fairen Prinzip: Ihr Einkommen wird jedes Jahr mit dem Durchschnittseinkommen aller Versicherten in Deutschland verglichen.

Schritt 1: Das Prinzip verstehen
Wenn Sie in einem Jahr genau so viel verdienen wie der Durchschnitt aller gesetzlich Versicherten, erhalten Sie dafür exakt einen Rentenpunkt. Verdienen Sie weniger, bekommen Sie entsprechend weniger als einen Punkt; verdienen Sie mehr, bekommen Sie mehr als einen Punkt.
Schritt 2: Die Formel anwenden
Die Formel zur Berechnung Ihrer jährlichen Rentenpunkte ist simpel:
Ihr eigenes Brutto-Jahreseinkommen / Durchschnittliches Jahreseinkommen = Ihre Rentenpunkte
Schritt 3: Die nötigen Zahlen kennen
Um die Formel nutzen zu können, benötigen Sie das offizielle Durchschnittsentgelt, das jedes Jahr neu festgelegt wird. Für das Jahr 2025 beträgt dieser vorläufige Wert 50.493 Euro.
Rechenbeispiele aus der Praxis
Machen wir die Theorie mit einigen Beispielen greifbar:
- Beispiel 1: Durchschnittsverdiener
- Ein Angestellter verdient im Jahr 2025 genau 50.493 Euro brutto.
- Rechnung: 50.493 € / 50.493 € = 1,00 Rentenpunkt
- Ein Angestellter verdient im Jahr 2025 genau 50.493 Euro brutto.
- Beispiel 2: Unterdurchschnittlicher Verdienst
- Eine Angestellte verdient im Jahr 2022 ein Bruttoeinkommen von 32.000 Euro. Das Durchschnittsentgelt (West) lag 2022 bei 38.901 Euro.
- Rechnung: 32.000 € / 38.901 € = 0,82 Rentenpunkte
- Eine Angestellte verdient im Jahr 2022 ein Bruttoeinkommen von 32.000 Euro. Das Durchschnittsentgelt (West) lag 2022 bei 38.901 Euro.
- Beispiel 3: Überdurchschnittlicher Verdienst
- Ein Angestellter in Hamburg verdiente 2018 ein Bruttoeinkommen von 50.000 Euro. Das Durchschnittsentgelt (West) lag 2018 bei 38.212 Euro.
- Rechnung: 50.000 € / 38.212 € = 1,31 Rentenpunkte
- Ein Angestellter in Hamburg verdiente 2018 ein Bruttoeinkommen von 50.000 Euro. Das Durchschnittsentgelt (West) lag 2018 bei 38.212 Euro.
Vom Punkt zum Euro: Was ist ein Rentenpunkt wert?
Die gesammelten Punkte werden bei Renteneintritt in eine monatliche Bruttorente umgewandelt. Der dafür verwendete Wert nennt sich aktueller Rentenwert. Dieser wird jedes Jahr zum 1. Juli angepasst.
- Aktueller Rentenwert (seit 1. Juli 2024): 39,32 €
- Voraussichtlicher Rentenwert (ab 1. Juli 2025): 40,79 €
Wenn Sie also beispielsweise 45 Jahre lang jedes Jahr genau einen Punkt gesammelt haben (der sogenannte “Eckrentner”), haben Sie 45 Punkte. Ihre monatliche Bruttorente würde ab Juli 2025 betragen: 45 Punkte x 40,79 € = 1.835,55 €.

Die komplette Rentenformel: Mehr als nur die Punkte
Für die exakte Berechnung Ihrer Rente spielen neben den Punkten und dem Rentenwert noch zwei weitere Faktoren eine Rolle:
Rentenhöhe = Entgeltpunkte x Zugangsfaktor x Aktueller Rentenwert x Rentenartfaktor
- Zugangsfaktor: Dieser ist standardmäßig 1,0. Er verringert sich, wenn Sie früher in Rente gehen (0,3 % pro Monat), und erhöht sich, wenn Sie über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten (0,5 % pro Monat).
- Rentenartfaktor: Dieser beträgt für die normale Altersrente ebenfalls 1,0. Bei anderen Rentenarten, wie z.B. einer Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung, kann er niedriger sein (z.B. 0,5).
Wichtig zu wissen: Weitere rentenwirksame Zeiten
Sie sammeln nicht nur durch Ihre bezahlte Arbeit Rentenpunkte. Der Staat erkennt auch andere wichtige Phasen in Ihrem Leben an, für die Ihnen fiktive Punkte gutgeschrieben werden:
- Kindererziehungszeiten
- Häusliche Pflege von Angehörigen
- Zeiten des Wehr- oder Bundesfreiwilligendienstes
- Berufliche Ausbildungszeiten
- Zeiten, in denen Sie Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld I bezogen haben
Fazit: Wissen ist Macht bei der Rentenplanung
Die Berechnung der Rentenpunkte ist der Schlüssel, um die eigene finanzielle Zukunft im Alter zu verstehen. Mit der einfachen Formel “eigenes Gehalt geteilt durch Durchschnittsgehalt” können Sie für jedes Jahr eine gute Einschätzung vornehmen.
Wenn Sie wissen, wie Ihr Rentenkonto funktioniert, können Sie die jährliche Renteninformation besser deuten und vor allem eines erkennen: die fast immer vorhandene Rentenlücke. Die gesetzliche Rente ist eine solide Basis, doch um den Lebensstandard zu halten, ist eine private Altersvorsorge unerlässlich. Wer seine Ansprüche kennt, kann diese Lücke gezielt und rechtzeitig schließen.